Rentnerin-Mord: Wurde der Angeklagte gesehen?

Rentnerin-Mord: Wurde der Angeklagte gesehen?

Der Verdächtige gibt sich völlig wirr und beleidigt die Angehörigen der Toten. Die haben das Geschehen noch lange nicht verarbeitet.

Wie kam der Täter ins Haus?

War die Religion das Mordmotiv?

Und war die 70-Jährige ein zufälliges Opfer?

Auch am zweiten Verhandlungstag im Prozess um die im Mai 2016 getötete Seniorin in Bad Friedrichshall-Untergriesheim bleiben viele Fragen offen. Und die Ausführungen des tatverdächtigen Pakistani Abubaker C.?

Die sind kaum zweckdienlich und bleiben – wie am Freitag – frech und anmaßend.

Konzentriert folgt der junge Mann im blauen Jogginganzug den Fragen von Richter Roland Kleinschroth sowie den Ausführungen des Schwiegersohns der Getöteten, der Polizeibeamten und des Notarztes, der nach der Tat vor Ort war. Doch anstatt gezielt zu erklären, lässt der Tatverdächtige C. von seinem Dolmetscher wirre Ausführungen über schwarze Magie und die deutsche Sprachgeschichte vortragen und beschwert sich über die Art, wie ihn die Angehörigen der Getöteten anschauen.

Respekt und Rücksichtnahme? Fehlanzeige.

Äußerlich gefasst schildert der Schwiegersohn der Getöteten das liebenswerte Wesen der Dame:

“Niemand hatte mit ihr Streit, sie ging wenig aus, war harmonisch und hatte immer ein Lächeln im Gesicht.” Sie sei bekennende Christin gewesen, “aber niemand, der anderen seinen Glauben aufbindet”.

Und dennoch scheint die Religion eine wichtige Rolle in dem Fall zu spielen: “Mir fiel sofort das etwa zehn Zentimeter lange Kreuz in der Hand des Leichnams auf”, erklärt der Kriminaloberkommissar, der am Morgen nach der Tat, am 19. Mai, gegen 7.45 Uhr am Tatort eintraf. Weiter bemerkenswert: rote arabische Schriftzeichen an der Wand – vermutlich mit einem Edding angebracht. Und dazu der englische Satz: “It’s Payback-Time”, also Zeit, zurückzuzahlen.

Für den Schwiegersohn, der mit seiner Familie im selben Haus, ein Stockwerk unter den Schwiegereltern wohnt, sind die Vorgänge in der Horrornacht immer noch unklar: “Ich bin nachts gegen 2 Uhr durch ein Geräusch aufgewacht. Es klang wie ein Schlag oder wie wenn etwas umfällt. Eine Bedeutung habe ich dem aber nicht beigemessen, ich hörte keine Folgegeräusche.” Der 48-Jährige beschreibt sich als kritisch und aufmerksam. Doch auch an den Tagen vor der Tat habe er in dem Wohngebiet keine verdächtigen Beobachtungen gemacht.

Die Vermutungen des Schwiegersohns: Der Einbrecher drang in das Haus ein, um Wertgegenstände und Geld zu rauben. Dann fühlte er sich möglicherweise durch die christlichen Symbole in der Wohnung provoziert, überfiel die Schlafende, strangulierte sie mit einem Telefonkabel und brachte die Schriftzeichen an. Doch warum der mutmaßliche Täter ausgerechnet das Haus von Familie M. als Ziel ausgesucht hatte, ist weiter unklar. Zwischen dem Verdächtigen und dem Opfer gibt es offenbar keine Verbindung.

Allerdings haben drei Nachbarinnen der Getöteten einen verdächtigen jungen Mann am Nachmittag und Abend vor der Tat beobachtet. Er trug eine Mütze und hielt sich offenbar mehrere Stunden, meist sitzend, nahe des Hauses der Familie M. auf. Alle drei sagen, es könnte sich um den Angeklagten gehandelt haben. Vollkommen sicher sind sie aber nicht.

Noch immer ist die Familie des Schwiegersohns erschüttert. Der 48-Jährige:

“Dass jemand nachts in den Wohnbereich eindringt und Leute umbringt – das ist sowas von abartig! Meine Kinder können nicht mehr allein in ihrem Zimmer schlafen. Verarbeitet haben wir die Ereignisse noch lange nicht. Es wird nie mehr wie es war.”

Noch immer habe er damit zu kämpfen, dass nach dem Hören des Geräuschs nicht aufgestanden ist und nachgesehen hat. Richter Kleinschroth erklärt: “Sie brauchen sich nichts vorzuwerfen. Wer weiß, ob wir bei Ihrem Eingreifen nicht zwei Tote zu beklagen hätten.”

Erneut zeigt sich der Angeklagte respektlos und lässt übersetzen: “Ein Mann sollte in der Lage sein, sein Haus zu verteidigen.”

Und in Richtung der Polizeibeamten im Gerichtssaal empfiehlt er: “Der Schwiegersohn gefällt mir nicht. Man sollte ihn im Auge behalten.”

Am Dienstag, 31. Januar, soll der Prozess fortgesetzt werden.

Quelle: echo24

Foto: dpa

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