„Bestialische Männer“: RTL legt Erlebnisse der Silvesternacht schonungslos offen
Es war eine Silvesternacht, die Deutschland veränderte und die Integrationsdebatte befeuerte: Am 31. Dezember gingen über 1200 Notrufe bei der Kölner Polizei ein – mehrheitlich wegen sexueller Übergriffe an Frauen.
Die beiden Autoren Gerhard Voogt und Christian Wiemer haben elf Monate lang recherchiert, was in dieser Nacht wirklich passiert ist und wie es zu den Gräueltaten kommen konnte. Die Erkenntnisse hielten die „Express“-Journalisten in dem Buch „Die Nacht, die Deutschland veränderte“ fest.
Opfer, Augenzeugen, Polizisten und Politiker kommen zu Wort
Sie liefern zudem die Basis für die RTL-Dokumentation „Die Nacht der Ohnmacht – Wie Silvester in Köln außer Kontrolle geriet“, die Montagabend in einem „EXTRA“-Spezial um 22.15 Uhr ausgestrahlt wird.
Darin wird die Chronologie der Ereignisse rekonstruiert. Opfer, Augenzeugen, Polizisten und Politiker kommen zu Wort. Gestützt werden die Aussagen durch Videomaterial, aufgenommen von Handys und Überwachungskameras. Sie zeigen das Ausmaß der männlichen Menschenmassen, in denen Hunderte Frauen eingeschlossen waren und Opfer sexueller Gewalt wurden. Bei den Tätern soll es sich vorwiegend um Männer nordafrikanischer Herkunft handeln.
„Wenn man die eine Hand los hatte, kam wieder eine andere“
Unter den Opfern ist Lisa S. „Mein Kleid war bis zum Bauchnabel komplett hochgezogen“, erzählt die junge Frau im RTL-Interview. „Wenn man die eine Hand los hatte, kam wieder eine andere“.
Ähnlich schrecklich erging es Michaela H. Auf dem Weg zurück von einem Imbissladen zu einer Party ging sie mit ihren Freundinnen über den Kölner Bahnhofsvorplatz. Später erinnert sie sich: „Dann standen auch schon 20, 30 Männer um mich rum und ja, dann ist das halt passiert. Dann hatte man halt überall Hände an sich. Man wurde begrapscht, man wurde beklaut, man konnte nichts dagegen machen, wortwörtlich, weil man so eingeengt war und so unter Schock stand.“
Irgendwann endete das Martyrium für Michaela H. auf dem Platz – ein Ausländer befreit sie aus der Menge. Danach bittet Michaela die Polizei um Hilfe. An die Antwort erinnert sie sich genau: Sie solle morgen wieder kommen – für Manuela H. eine bis heute nicht nachvollziehbare Reaktion der Beamten: „Ich war schockiert. Also da wendet man sich schon an die Polizei, die einem eigentlich helfen sollte, und dann bekommt man so eine Aussage zu hören. Dann war ich wieder auf mich alleine gestellt.“
„Ich wollte eine Ohrfeige verteilen, wusste aber nicht, an wen“
Auch Lisa S. schildert eine ähnliche Situation. Der von ihr angesprochene Polizist verwies darauf, die 110 zu rufen, weil er vor Ort „zu viel zu tun“ habe. Augenzeuge Dirk S. tat genau dies, allerdings wegen Böllern, die am Domplatz von Männern in die Menschenmenge geschossen wurden.
Was Dirk zum Zeitpunkt seines Notrufs nicht wusste: Seine Freundin Anja G. sollte wenig später ebenfalls Opfer sexueller Gewalt werden. Die blonde Frau schildert im Gespräch mit RTL: „Irgendwann wurde ich mit Absicht weggedrängt. Da habe ich die erste Hand an meinem Hintern gespürt und auch eine im Schritt. Ich wollte eine Ohrfeige verteilen, wusste aber nicht, an wen. Da stieg Panik in mir hoch“. Nur mit Mühe und Not konnte sie sich aus der Menschenmasse befreien.
Sascha K., ein weiterer männlicher Augenzeuge, bezeichnet die Täter als „bestialische Männer“, die „ihren Trieben freien Lauf lassen“. Er war mit seiner Cousine und einer Freundin unterwegs. Doch anstatt ausgelassen zu feiern, musste er zusehen, wie seine Begleitung von 20 Männern umzingelt wurde.
Schicksale, in denen Schlimmeres erfolgreich verhindert werden konnte
Neben der schonungslosen Offenlegung der traumatischen Erlebnisse der Opfer zeigt die RTL-Doku Schicksale, in denen Schlimmeres erfolgreich verhindert werden konnte. Wie im Falle der US-Amerikanerin Caitlin D., die von neun syrischen Flüchtlingen beschützt wurde. Hesham A. M. bildete mit seinen Freunden einen Kreis um die junge Frau, als diese belästigt wurde – eine Art Geleitschutz während sie sich auf die Suche nach Caitlins Freund machten. Ihren Helfern, so die US-Amerikanerin, ist sie trotz all der schrecklichen Erlebnisse dafür unendlich dankbar. Denn in dieser Nacht sei ihre größte Angst gewesen, vergewaltigt zu werden.