Täter lassen sich nicht eindeutig ermitteln

Täter lassen sich nicht eindeutig ermitteln

In Darmstadt wird es wohl keine Anklage wegen sexueller Übergriffe beim Schlossgrabenfest geben. In Frankfurt kommt die „AG Steg“ zu einem ähnlichen Ergebnis. Was sind die Gründe?

Wegen der Übergriffe auf dem Schlossgrabenfest in Darmstadt Ende Mai wird es voraussichtlich zu keiner Anklage kommen. Wie die Staatsanwaltschaft Darmstadt gestern mitteilte, haben sich den Ermittlungen zufolge nur in vier Fällen Anhaltspunkte für Straftaten ergeben. In drei Fällen habe von den geschädigten Frauen der mögliche Täter aber nicht eindeutig erkannt werden können. Auch in Frankfurt sind die meisten Ermittlungen nach den sexuellen Attacken in der Silvesternacht ins Leere gelaufen.

In Darmstadt konnte nur eine versuchte Nötigung einem Mann mit afghanischer Staatsangehörigkeit klar zugeordnet werden. Er soll auf dem Fest versucht haben, eine Frau zum Tanzen zu bewegen, indem er sie am Arm festhielt. Aus dem Griff habe sie sich zeitweise nicht befreien können. Wie die Sprecherin der Staatsanwaltschaft gestern sagte, sei es denkbar, bei diesem Beschuldigten gegen eine Auflage auf eine Anklage zu verzichten.

Polizei nahm kurz danach drei Pakistaner fest

Das Schlossgrabenfest hatte nach den Vorgängen in der Silvesternacht in Köln und in Frankfurt für Aufsehen gesorgt, weil nach den ersten Meldungen nicht auszuschließen war, dass es sich abermals um ein organisiertes Vorgehen gehandelt haben könnte. Insgesamt gingen innerhalb kurzer Zeit 26 Anzeigen und Anrufe von Frauen bei der Darmstädter Polizei ein, von denen einige aussagten, sie seien von Gruppen von Männern eingekreist und unsittlich angefasst worden.

Die Staatsanwaltschaft hielt sich damals mit einer strafrechtlichen Einordnung zurück. Ob es sich um ein organisiertes Vorgehen gehandelt habe oder um Einzelfälle, werde die Befragung der Zeugen ergeben. Die Polizei, die kurz nach den ersten Hinweisen drei Pakistaner im Alter zwischen 28 und 31 Jahren vorübergehend festgenommen hatte, wies darauf hin, dass es schwierig werde, weitere mögliche Täter zu ermitteln.

Nur vier eindeutig ermittelte Straftaten in Darmstadt

Seitdem wurden in zwölf Verfahren 15 Männer identifiziert, unter denen sich die drei festgenommenen Pakistaner jedoch nicht befinden. In 33 weiteren Verfahren war die Identifizierung der Beschuldigten nicht möglich. Nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft ist es in diesen 33 Fällen zu keinen schwerwiegenden Straftaten wie sexuelle Nötigung gekommen, legt man die derzeitige Rechtslage zugrunde, die als strafrechtlich relevant sexuelle Handlung von „einiger Erheblichkeit“ voraussetzt.

Auch durch die 15 namentlich bekannten Männer, die der Sprecherin zufolge überwiegend eine ausländische Staatsangehörigkeit besitzen, ist es nicht zu solchen Straftaten gekommen. Vornehmlich, heißt es in der Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft, habe es sich um „flüchtige Berührungen wie das ,Grapschen‘ an das Gesäß oder an die Brust jeweils oberhalb der Kleidung der Geschädigten“ gehandelt. Soweit strafrechtliche Normen verletzt worden seien, sei dies durch Diebstahl, Nötigung oder Beleidigung geschehen.

Zu den vier eindeutig ermittelten Straftaten zählen zwei versuchte Nötigungen sowie eine Körperverletzung und eine Beleidigung durch das Zeigen des Mittelfingers. Wie die Sprecherin sagte, konnte ein organisiertes Vorgehen größerer Gruppen auf dem Schlossgrabenfest nicht festgestellt werden.

Der Stand der “AG Steg“ in Frankfurt

In Frankfurt hatte es zunächst einige Tage gebraucht, ehe die Opfer der Silvesternacht Mut fassten, sich an die Polizei zu wenden. Schließlich zeigten 63 Frauen und Mädchen an, von jungen Männern, vorwiegend während der Feier auf dem „Eiserner Steg“ oder im Umfeld der Mainbrücke, begrapscht oder bedrängt worden zu sein. Im Polizeipräsidium gründete man die „AG Steg“, um die Hinweise koordiniert auszuwerten. Viele der Angegriffenen sprachen von Tätern, die nach Aussehen und Sprache vermutlich aus Nordafrika stammten. Im Übrigen konnte kaum eines der Opfer die Angreifer näher beschreiben: In der Dunkelheit und in dem Gedränge waren die Gesichter schwer zu erkennen.

Verhaftet wurden im März drei algerische Asylbewerber, die im Verdacht stehen, in den ersten Stunden des neuen Jahres im Frankfurter Bahnhofsviertel zwei junge Frauen massiv sexuell genötigt und ihnen die Handys geraubt zu haben. Weil die Mobilgeräte weiterhin benutzt wurden, konnte die Polizei die Spur quer durch Hessen verfolgen. Schließlich wurden zwei der Verdächtigen in einem Flüchtlingsheim im nordhessischen Spangenberg festgenommen. Sie hatten sich dort unter einem Aliasnamen angemeldet. Wie es heißt, bestreiten sie die Vorwürfe. Das eigene Handy eines der Verdächtigen war zum Tatzeitpunkt im Bahnhofsviertel eingeloggt. Ein Ende der Ermittlungen in Frankfurt ist derzeit nicht abzusehen.

Quelle: http://www.faz.net/aktuell/rhein-main/sexuelle-uebergriffe-taeter-nur-schwer-zu-ermitteln-14383622.html

 

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