Gefährlicher Sextäter seit Monaten auf freiem Fuß

Gefährlicher Sextäter seit Monaten auf freiem Fuß

Ein notorischer Straftäter ist seit April in der Hauptstadt unterwegs. Nach Haftentlassung ist er 22 Mal aufgefallen. Ein Haftbefehl wurde erst jetzt beantragt. Beamte sprechen von „tickender Zeitbombe“.

Nachdem die Pannen deutscher Sicherheitsbehörden im Fall der in Freiburg ermordeten Maria bekannt wurden, schlagen auch in Berlin ranghohe Polizeiführer Alarm. Wie die „Welt“ aus Sicherheitskreisen erfuhr, ist in der Hauptstadt ein polizeibekannter Sexualstraftäter seit geraumer Zeit auf freiem Fuß, obwohl er seit seiner Haftentlassung im Frühjahr bereits 22 Mal polizeilich aufgefallen ist – auch wegen sexueller Übergriffe.

Allerdings wurde erst vor wenigen Tagen vom Landeskriminalamt (LKA) ein Haftbefehl beantragt. Ob dieser vollstreckt wurde, ist unklar – die Berliner Staatsanwaltschaft hat sich trotz Anfrage nicht dazu geäußert.

Ein interner Hinweis an die Berliner Polizisten, der der „Welt“ vorliegt, enthält bemerkenswerte Details über den Mann: Demnach ist der 40 Jahre alte Eduard K. vor allem im Volkspark des Stadtbezirkes Lichtenrade unterwegs und „führt dort exhibitionistische Handlungen“ durch. Ein Umstand, der eigentlich nicht sein dürfte.

Im Park hatte er ein Küchenmesser dabei

Polizeiintern sind die Ordnungshüter gewarnt worden, weil Eduard K. an einer ansteckenden Krankheit leiden soll, die nicht genauer verifiziert werden konnte.

Zudem: Bei einer Kontrolle in dem Park wurde in seinem Rucksack ein 13 Zentimeter langes Küchenmesser gesichert. Ein Sprecher der Berliner Polizei bestätigte den Vorgang und verwies darauf, dass ja vor wenigen Tagen von der Kriminalpolizei ein Haftbefehl beantragt worden sei.

Die Staatsanwaltschaft reagierte auf Anfrage allerdings bislang nicht. „Es ist ein Unding, dass es derart lange gedauert hat, bis die zuständigen Ermittler darum ersucht haben. Zumal sie ihn selbst als potenzielle Gefahr für Bürger und Kollegen sehen,“ meint ein Polizeiführer. Er will wie andere von der „Welt“ befragte Beamte nicht namentlich genannt werden. „Wir können nur hoffen, dass die Justiz dem schnellstmöglich nachkommt und ein Haftbefehl erlassen wird, um diesen Mann aus dem Verkehr zu ziehen.“

Exhibitionist und Triebtäter

Der Unmut in der Polizei ist groß, zumal es sich um einen Triebtäter handeln soll. „Ein solcher Trieb ist nicht abschaltbar. Es sei sei denn, er würde sich in eine Therapie begeben und sich medikamentös behandeln lassen. Das ist aber nicht der Fall. Im Gegenteil – er entblößt sich in aller Öffentlichkeit vor Menschen“, schätzt der Beamte ein. Seine Einschätzung: „Da er bereits wegen Vergewaltigung aufgefallen ist, ist es leider nur eine Frage der Zeit, bis aus dem reinen Entblößen ein körperlicher sexueller Übergriff wird. Und dann wollen wieder alle nichts davon gewusst haben.“

Die Adresse des Mannes und auch die Etage der Wohnung von Eduard K. sind bekannt. Mit dem Fall betraute Polizisten kennen auch das Gebiet rund um den Wohnort des 40-Jährigen. „Unweit seiner Anschrift befindet sich die Nahariya-Grundschule. Mehr muss ich in Bezug auf einen Sexualstraftäter ja wohl nicht sagen“, erläutert ein Beamter.

Den altgedienten Polizisten wundert der laxe Umgang mit potenziellen Tätern nicht. „Leider haben sehr viele unserer Streifenbeamten die sogenannte Leck-mich-am-Arsch-Einstellung. Eine Frau ruft einen Funkwagen, weil sie belästigt wurde. Die Streife nimmt den Vorgang auf. Per Funk wird dann die Identität des mutmaßlichen Täters überprüft und festgestellt, dass er einen festen Wohnort hat“, beschreibt der Beamte ein typisches Vorgehen.

Polizisten kritisieren laxen Umgang mit der Gefahr

Und weiter: „Es wird ein Vorgang an die Fachdienststelle geschrieben, die sich dann mit den weiteren Ermittlungen beschäftigt. Oftmals bleiben diese Vorgänge lange unbearbeitet auf den Schreibtischen liegen.“ Zudem seien für unterschiedliche Taten auch unterschiedliche Dienststellen zuständig. Das Gesamtbild eines Straftäters ergebe sich eben nur aus dem Polizeicomputer.

„Offenbar hat sich seit April bis vor Kurzem niemand mit Eduard K. beschäftigt“, stellt der Polizist fest. Bei der öffentlichen Diskussion um innere Sicherheit und ermordete Menschen sei dieses Vorgehen schlichtweg unverantwortlich und eine „Schande für die Ermittlungsbehörden“.

Sein bitteres Fazit: „Der Fehler steckt im System. Zu wenig Polizei, zu viel Arbeit. Zu viel Frust und keine Motivation.“

Quelle:Welt

Foto: pa/dpa

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