Staatsanwalt ermittelt gegen Deutschlands Asyl-Chefin
Der Skandal um mutmaßlich kriminelle Machenschaften im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge hat jetzt auch strafrechtlich die Führung in der Nürnberger Zentrale erreicht.
Jutta Cordt, Leiterin des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge
Die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth hat ein Ermittlungsverfahren gegen die Präsidentin Jutta Cordt eingeleitet. Unter dem Aktenzeichen 456 Js 57717/18 ermittelt die Behörde gegen die oberste Chefin des Bundesamtes wegen des Verdachts der Beihilfe zum unerlaubten Aufenthalt.
Das bestätigte der Leitende Oberstaatsanwalt Dr. Popp von der Generalstaatsanwaltschaft Nürnberg auf BILD-Anfrage. Auch gegen drei weitere leitende Mitarbeiter des BAMF wird nach einer Strafanzeige ermittelt.
Präsidentin Jutta Cordt hatte erst Anfang 2017 den damaligen Behörden-Chef Frank-Jürgen Weise abgelöst. Seit Bekanntwerden der Affäre ist die Frage:
Seit wann hat sie von den Vorwürfen gewusst?
Und: Hat die Präsidentin monatelang versäumt, das zuständige Innenministerium rechtzeitig zu informieren?
In der Bremer Außenstelle des BAMF sollen zwischen 2013 bis 2016 mindestens 3332 Asylanträge rechtswidrig genehmigt worden sein. Außenstellenleiterin Ulrike B. wurde abberufen, gegen sie laufen bereits die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Bremen.
Ob das Verfahren gegen die Präsidentin bei der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth verbleibt oder eventuell an die Staatsanwaltschaft Bremen abgegeben wird, soll noch geprüft werden, so ein Behördensprecher gestern zu BILD.
Auf BILD-Anfrage hat sich Präsidentin Cordt zum Ermittlungsverfahren bislang nicht geäußert.
Inzwischen hat sich auch der ehemalige BAMF-Präsident Frank-Jürgen Weise eingeschaltet.
Weise, seit November 2017 Präsident der Johanniter Unfall-Hilfe, schrieb unter seiner Mail-Adresse der Johanniter am 8. Mai an BAMF-Mitarbeiterin Josefa Schmid, die für das Innenministerium den 99-Seiten-Bericht verfasste:
„Sie sind schon eine tapfere und gute Kollegin. (…) Das Versagen liegt aus meiner Fernsicht bei unserer zuständigen Vorgängern Herrn Griesbeck und Schmidt“, also den damaligen Präsidenten und Vize-Präsidenten des Bundesamtes.
Weise, der nach Informationen von Nürnberger Nachrichten und Frontal21 schon im Sommer 2016 über Unregelmäßigkeiten in Bremen informiert worden sein soll, schreibt weiter:
„Ich möchte nicht, dass Frau Cordt beschädigt wird. Soll ich mich einschalten?“