Prozess gegen U-Bahn-Treter startet im zweiten Anlauf
Der Prozess um die brutale Attacke gegen eine Frau auf einer Berliner U-Bahn-Treppe startet am Montag (9.30 Uhr) im zweiten Anlauf.
Vor dem Landgericht der Hauptstadt muss sich ein 28-Jähriger wegen gefährlicher Körperverletzung verantworten. Er soll die arglose Passantin in einer Nacht Ende Oktober 2016 mit einem wuchtigen Tritt in den Rücken eine Treppe hinuntergetreten haben. Der Angriff im U-Bahnhof Hermannstraße im Stadtteil Neukölln hatte bundesweit Entsetzen und Empörung ausgelöst.
Das Verfahren war noch vor Verlesung der Anklage zunächst ausgesetzt worden. Das Gericht hatte einem Befangenheitsantrag gegen eine Schöffin stattgegeben. Sie soll sich abfällig über kriminelle Jugendliche mit Migrationshintergrund geäußert haben. Nun wurden neue ehrenamtliche Richter eingesetzt.
Verdächtiger Bulgare sitzt in Untersuchungshaft
Die 21. Große Strafkammer ist mit drei Berufsrichtern und zwei Schöffen besetzt.
Der verdächtige Bulgare sitzt in Untersuchungshaft. Der Mann soll die Tat in Vernehmungen gestanden haben, hieß es im Gericht. Das sei aber mit Vorsicht zu nehmen, sagte eine Sprecherin. Ein Gutachter werde prüfen, ob der Mann überhaupt schuldfähig ist. Zu hören war, dass er möglicherweise unter Drogen oder Alkohol stand.
Das damals 26-jährige Opfer erlitt einen Armbruch und eine Verletzung am Kopf. Die Frau tritt in dem Prozess als Nebenklägerin auf. Am Montag wird sie aber noch nicht im Gericht erwartet. Sie sei als Zeugin für den 29. Juni geladen, hieß es.
Bei einer Verurteilung wegen gefährlicher Körperverletzung droht dem Angeklagten eine Haftstrafe ab sechs Monaten bis zu zehn Jahren.
Kurz vor Weihnachten in Berlin gefasst
Der mutmaßliche Treter war zunächst untergetaucht und mit Haftbefehl gesucht worden. Während viele den Mann noch in seiner bulgarischen Heimat vermuteten, wurde er kurz vor Weihnachten in Berlin gefasst, als er auf dem Zentralen Omnibusbahnhof aus Südfrankreich ankam. Bewegung in den Fall war erst gekommen, nachdem die Polizei nach wochenlangen erfolglosen Ermittlungen Bilder aus Videokameras veröffentlichte.
Dem Angeklagten werden auch exhibitionistische Handlungen vorgeworfen.
Zwei Wochen vor der mutmaßlichen Attacke im U-Bahnhof soll sich der Verdächtige am helllichten Tag auf einem Parkplatz vor zwei Frauen entblößt und masturbiert haben, 35 Minuten später habe er dies in einer Grünanlage vor einer Zeugin wiederholt.
Der Angeklagte ist nach Angaben von Ermittlern in Deutschland nicht vorbestraft. In seinem Heimatland soll er bei Polizei und Justiz mehrfach aufgefallen sein – unter anderem wegen Diebstahls und Fahrens ohne Führerschein.