Vater klagt an: Asylbewerber vergewaltigt 23-Jährige aus dem Enzkreis
Fünf Tage später nimmt die Polizei den Mann fest. Er ist 31 Jahre alt, stammt aus Ghana. Er war im Februar aus Italien – wo er als Asylbewerber abgelehnt worden war – nach Deutschland eingereist, sollte abgeschoben werden und war zuletzt in der Zentralen Flüchtlingsunterkunft Sankt Augustin untergebracht. Der Asylantrag des Mannes war nach Angaben der Bezirksregierung wenige Tage vor der Tat abgelehnt worden. Dagegen habe er direkt am nächsten Tag geklagt. Das Verfahren sei daher noch anhängig gewesen, heißt es.
„Anhängiges Verfahren“ – so klingt das im Juristendeutsch. In den Ohren der Opfer und ihrer Angehörigen klingt es wie Hohn. Der Vater der jungen Frau hat sich an die „Pforzheimer Zeitung“ gewandt. Die Familie stammt aus dem Enzkreis, sie lebte das, was man ein normales Leben nennt.
Bis zur Tatnacht. Seither: Verzweiflung. Trauer. Wut. Der Vater hat einen Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundesinnenminister Thomas de Maizière (beide CDU) geschrieben. Wirft ihnen vor, Hunderttausende Flüchtlinge unkontrolliert ins Land gelassen zu haben, beklagt, dass abgelehnte Asylbewerber nicht bis zum Tag ihrer Abschiebung in Abschiebehaft kommen. Er sagt, mit anderen Gesetzen hätten seine Tochter und ihr Freund nicht so Schreckliches erleben müssen.
Es sind Fälle wie dieser, die die Politik dazu veranlasst haben, Gesetze zu verschärfen. Fälle auch wie jener aus dem vergangenen Oktober in Freiburg, wo eine Studentin aus dem Enzkreis ermordet wurde. Dringend tatverdächtig ist ein Flüchtling, der über Griechenland eingereist war.
Die Regeln sind in den vergangenen Monaten mehrfach verschärft worden. Erst am Donnerstagabend hat der Bundestag beschlossen, dass Asylsuchende ohne Aufenthaltsrecht mit Bewegungseinschränkungen rechnen müssen, die Höchstdauer des Abschiebegewahrsams wird auf zehn Tage verlängert. Handydaten von Asylbewerbern ohne gültige Papiere dürfen ausgewertet werden. Menschenrechtsorganisationen, Sozialverbände und die Opposition sind empört, sie sprechen von einem Angriff auf die Grundrechte von Schutzsuchenden.
Gegen den mutmaßlichen Vergewaltiger aus Ghana wurde am Freitag Anklage erhoben. Er bestreitet die Tat. Die beiden Opfer sind tief traumatisiert. „Dieses Ereignis“, schreibt der Vater, „wird unsere Familien und alle, die uns nahe stehen, unser Leben lang verfolgen.“
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