Busfahrer scheuen Ausstieg an der Zenti

Busfahrer scheuen Ausstieg an der Zenti

Die größte und wichtigste Haltestelle der Stadt ist sogar dem Personal des Verkehrsbetriebes CVAG zu unsicher geworden. Doch jetzt gibt es Hoffnung auf Besserung.

Belästigungen von Passanten und Auseinandersetzungen meist junger Männer untereinander und mit Sicherheitspersonal sind an der Zentralhaltestelle seit einiger Zeit fast alltäglich. Viele Fahrgäste steigen deswegen lieber an einer anderen Haltestelle aus oder ein, wenn ihnen das problemlos möglich ist. Und selbst die Busfahrer des Verkehrsbetriebes CVAG versuchen inzwischen, die größte Haltestelle der Stadt zu meiden – zumindest beim Schichtwechsel und in ihren Pausen. Das hat der Bundestagsabgeordnete und Stadtrat Detlef Müller kürzlich erfahren und auf einer öffentlichen SPD-Veranstaltung davon berichtet. “Die CVAG hat schon ihre Ablöseorte verlegt”, sagte Müller, um das Unsicherheitsgefühl an der Zentralhaltestelle zu verdeutlichen.

CVAG-Pressesprecher Stefan Tschök bestätigt auf Anfrage die veränderte Praxis. Die Verlegung der sogenannten Wechselpunkte erfolge aber nicht auf Anordnung des Unternehmens, sondern auf eigene Initiative der Fahrer, erklärt er. Offiziell sei zwar nach wie vor die Zentralhaltestelle der auch durch den Betriebsrat bestätigte wichtigste Wechselpunkt im CVAG-Netz. Denn dort, an der Ratsapotheke, befindet sich auch der Pausenraum, in dem die Mitarbeiter während der Schicht beispielsweise etwas essen und auf Toilette gehen können. Den Fahrern stehe es aber frei, sich mit dem Kollegen, der sie ablösen soll, für den Wechsel an einer anderen Haltestelle zu verabreden. Oft werde dafür in letzter Zeit die Haltestelle am Roten Turm gewählt, so Tschök. Auf die Fahrpläne habe die private Verschiebung der Fahrerwechsel keinen Einfluss.

CVAG-Betriebsratsvorsitzender Silvio Venus, der selbst auch im Fahrdienst tätig ist, kennt aus vielen Gesprächen die Gründe, warum vor allem Busfahrer nur ungern an der Zentralhaltestelle aussteigen. “Sie müssen ja dabei die Einnahmen aus dem Fahrkartenverkauf mitnehmen”, erklärt er. Straßenbahnfahrer seien daher weniger betroffen, so Venus. Nur wenige Busfahrer seien so “cool”, mit dem Geld durch die Menge zu laufen, die zu einem großen Teil nicht mehr aus Fahrgästen bestehe. Außerdem gebe es ja unter den Fahrern auch Frauen, die genauso wie ihre männlichen Kollegen in die Spät-, Nacht- und Wochenenddienste eingebunden sind.

“Die fehlende Sicherheit an der Zentralhaltestelle betrifft aber alle Fahrer”, sagt Venus und ist auch aus Betriebsrats-Sicht unzufrieden mit der Situation. “Durch den Wechsel an anderen Haltestellen büßen die Fahrer ja Pausenzeiten ein”, begründet er. Denn die Wege zum Pausenraum an der Straße Am Rathaus verlängern sich, wenn die Zentralhaltestelle umgangen wird.

Ab Montag, wenn der Umbau der Zentralhaltestelle beginnt, ändern sich ohnehin für viele Fahrer die Wechselpunkte. Venus ist skeptisch, ob sich damit auch die Situation in dem Bereich entspannt. Denn die Überdachung und das freie W-Lan dürften trotz Baustelle weiter junge Leute anlocken, schätzt er. “Wir können nur hoffen, dass die geplante Videoüberwachung etwas bringt”, so der Betriebsratsvorsitzende.

In der Stadtratssitzung am Mittwoch kündigte Ordnungsbürgermeister Miko Runkel für den 22. März eine Beratung seines Dezernates mit Vertretern der Polizei, der CVAG und der Bauverwaltung zur Installation der Videoüberwachung an. Diese sei nur eine Ergänzung zu anderen Maßnahmen, sagte er. So sei vorgesehen, die Streifen des Ordnungsamtes, die derzeit etwa alle 30 Minuten an der Zentralhaltestelle Präsenz zeigten, spätestens ab April wieder durch Bürgerpolizisten zu verstärken. In dem Bereich treffen sich regelmäßig ab dem späten Nachmittag überwiegend minderjährige Flüchtlinge, berichtete Runkel. “Die festgestellten Delikte korrespondieren aber nicht mit der medialen Darstellung”, sagte er. In anderen Bereichen der Innenstadt, so rund ums Tietz, habe sich die Situation beruhigt. Die Maßnahmen der Stadt zeigten Wirkung, so Runkel.

Quelle: Freie Presse

Foto: Andreas Seidel

 

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