Entsetzen über sexuellen Angriff auf Seniorin an Kirche
Nach dem sexuellen Übergriff auf eine Seniorin nach dem Kirchenbesuch in der Altstadt berichten Anwohner, dass die Lage in den vergangenen Jahren schlimmer geworden sei. Die Polizei hat inzwischen die Täterbeschreibung korrigiert: Der Mann soll Osteuropäer, nicht Südländer gewesen sein.
Die Bewohner des kleinen Viertels rund um die Lambertuskirche sind geschockt vom Vorfall des vergangenen Sonntags – und erzählen, dass ihre Angst in jüngster Zeit merklich gewachsen ist. Der Angriff auf eine über 80-Jährige (das genaue Alter wird aus Gründen des Opferschutzes nicht genannt) ist nach Angaben der Bewohner der traurige Höhepunkt einer allgemeinen bitteren Entwicklung.
“Wir schränken uns stark ein: Wir gehen extra früher nach Hause, damit es nicht spät wird. Und nach 20 Uhr gehen wir nicht mehr raus”, sagen Rosemarie und Hubert Michalik, die seit mehr als 50 Jahren gegenüber der Lambertuskirche wohnen. “Vor zehn Jahren war die Lage noch anders, es wird jedes Jahr brutaler”, sagt Anwohnerin Antje Wilken, die oft mit ihrem Hund im Viertel unterwegs ist. Stadtdechant Ulrich Hennes, zugleich Pfarrer an St. Lambertus, war gestern für eine Stellungnahme nicht erreichbar.
Die Polizei hatte am Dienstag den Fall einer Frau gemeldet, die in der Kirche eine Kerze angezündet hatte und auf dem Rückweg von einem Unbekannten verletzt und sexuell missbraucht worden war. Sie geht nun den Zeugenhinweisen und den Angaben des Opfers nach. Außerdem wurde die Täterbeschreibung nachträglich noch einmal von der Polizei korrigiert: Der Mann soll nicht wie zuerst berichtet Südländer, sondern Osteuropäer gewesen sein. Er soll etwa 20 bis 25 Jahre alt und schlank sein. Er hat dunkle Haare und trug eine Jeanshose. Zeugen können sich unter 0211-8700 bei der Polizei melden.
Senioren hatte Kerze in Kirche angezündet
Der Fall ereignet sich in einer Zeit, in der Polizei und Politik über den Ausbau der Videoüberwachung in der Altstadt diskutieren. Polizeipräsident Norbert Wesseler plant, fünf weitere Kameras im Stadtteil anbringen zu lassen: drei am Burgplatz, zwei an der Kurzen Straße. Voraussetzung dafür ist laut Polizeigesetz, dass es sich um einen Kriminalitätsschwerpunkt handelt. Die Fallzahlen für Diebstähle, Körperverletzungen und Sexualdelikte erfüllen diese Voraussetzung aller Voraussicht nach.
Eine Zustimmung des Stadtrates ist nicht erforderlich, Wesseler klärt dennoch derzeit in Gesprächen Bedenken ab, die etwa die Atmosphäre an der Freitreppe betreffen. Ende des Monats wird im Ordnungsausschuss zudem das Beleuchtungskonzept der Stadt vorgestellt. Danach wird es wahrscheinlich große Strahler für den Burgplatz geben, die in unübersichtlichen oder gefährlichen Situationen eingeschaltet werden können.
Maßnahmen, die für die kleinen Straßen der Altstadt nicht denkbar sind, die aber die Bewohner in ihren Gefühlen bestätigen. “Ich habe einfach Angst vor den Leuten. Die sind aggressiv und machen keinen Platz”, berichtet Renate Miebach. “Ich bin noch nicht wirklich alt, aber auch ich meide gewisse Ecken. In der Altstadt gehe ich nur noch auf der Hauptstraße”, ergänzte ihr Sohn Ralf. “Wir sind total geschockt, auch weil wir merken, dass die Hemmschwelle für Gewalt immer niedriger wird”, sagt die Mitarbeiterin eines Cafés. Ihren Namen möchte sie lieber nicht nennen.
Quelle: RP
FOTO: Andreas Bretz