Nach der mutmaßlichen Gruppenvergewaltigung einer 18-jährigen Deutschen aus Nordrhein-Westfalen in Cala Rajada auf Mallorca meldet sich der Vater der jungen Frau zu Wort.
Es sei „unerträglich“, wie Bekannte die Verdächtigen als Unschuldslämmer darstellten. „Vielleicht sind sie zu Hause nett. Auf Malle sind sie jedenfalls durchgedreht“,
sagte der Vater FOCUS Online.
„Meine Tochter ist in eine Falle gelockt, gegen ihren Willen von zwei Männernin ein Hotelzimmer gezerrt und dort vergewaltigt worden.“
Mit diesen Worten reagiert Gerhard B.*, Vater der 18 Jahre alten Kerstin B.*, auf Zeugenaussagen von Beschuldigten und Berichte von deren Freunden und Familienangehörigen in spanischen und deutschen Medien. Allesamt beteuern sie die Unschuld der Verdächtigen, von denen zwei seit Donnerstagabend in Palma de Mallorca in Untersuchungshaft sitzen.
“Ärzte bestätigen Hinweise auf Vergewaltigung”
Gerhard B. ist hörbar bemüht am Telefon, nicht die Fassung zu verlieren. Doch als er auf den medizinischen Bericht zu sprechen kommt, den Ärzte in der Notaufnahme des „Hospital de Manacor“ am 4. Juli geschrieben haben, ist die Wut eines Vaters zu spüren, der mit seiner Tochter leidet und hochbesorgt ist. „Die Ärzte bestätigen schwarz auf weiß, dass sie mehrere Hinweise gefunden haben, dass meine Tochter vergewaltigt wurde. Sie hat zahlreiche Hämatome am Körper und auch weitere Verletzungen, die eine klare Sprache sprechen.“ Nach spanischen Medienberichten soll dies auch von der Guardia Civil auf Mallorca bestätigt worden sein.
Seine Tochter, die unmittelbar nach der Tat Strafanzeige wegen
Vergewaltigung gegen mehrere Beschuldigte gestellt hat, sei seit
Sonntagabend wieder in Deutschland, berichtet Gerhard B.. Bei den
Personen soll es sich Medienberichten zufolge um Männer Anfang 20 mit
Migrationshintergrund aus dem Frankfurter Raum handeln.
Am Anfang ging alles gut
Seine
Tochter habe ihm erzählt, dass sie zwei der Beschuldigten am
Mittwochabend in einem Club per Zufall kennengelernt hatte. „Kerstin saß
mit einer Freundin in einem Restaurant an einem Tisch für vier
Personen, an dem ein Kellner dann die beiden platziert hatte.“
Am
Anfang, so Gerhard B., sei alles gutgegangen. Es habe „nette Gespräche“
zwischen den Vieren gegeben. Später hätten dann alle beschlossen,
schwimmen zu gehen. „Kerstins Freundin ist mit einem der beiden ans Meer
zum Schwimmen gegangen.“
Der andere habe dann seiner Tochter
angeboten, im Pool seines Hotels mit zum Schwimmen zu kommen. Der junge
Mann habe das vorgeschlagen, nachdem seine Tochter erwähnt hatte, dass
der Pool in ihrer Unterkunft dreckig sei. „Den Vorschlag hat er Kerstin
im Foyer seines Hotels gemacht. Er habe dann zu ihr gesagt, er müsse
sich nur schnell eine Badehose anziehen, sie könne ja mit zum
Hotelzimmer kommen. In gutem Glauben ist sie dann mit hochgegangen.“
“Tochter in dunkles Zimmers gezerrt”
Doch
dass ihr Zufalls-Tischgast aus dem Restaurant dann im Hotel „offenbar
von Anfang an etwas ganz anderes im Sinn gehabt hat“, habe Kerstin
mitbekommen, als sie vor dem Zimmer angekommen sei. „Nachdem meine
Tochter einen halben Schritt in das dunkle Zimmer gemacht hat, ist sie
von einer weiteren Person ins Zimmer gezerrt worden.“ Seine Tochter habe
sich „gewehrt, aber keine Chance gehabt“, erzählt der Vater. „Sie wurde
festgehalten und mehrfach vergewaltigt, hat mir meine Tochter erzählt.“
Sie habe „viel geweint“, seit sie wieder zu Hause sei, so der Vater.
Was Gerhard B. zusätzlich fassungslos macht, sei nicht nur die Tatsache, dass die Beschuldigten die spanische Polizei glauben machen wollten, es habe sich um „einvernehmlichen Sex gehandelt, bei dem auch viel Alkohol im Spiel“ gewesen sei. „Beides stimmt in keinster Weise“, erzählt Gehard B.
„Noch
unerträglicher“ wird für Kerstins Vater die Tragödie, die seine Tochter
erlebt habe, dadurch, dass nun auch Familienangehörige und Bekannte die
Beschuldigten „wie Unschuldslämmer“ darstellten. So zitiert RTL zwei
„Zeuginnen“, die die Beschuldigten ein paar Tage zuvor kennengelernt
hätten und auch am Abend der mutmaßlichen Vergewaltigung mit der Gruppe
gefeiert hätten. Die Beschuldigten hätten am Donnerstagmorgen gegen vier
Uhr am Pool gesessen, die Stimmung sei „gut gewesen“.
Zeuginnen sahen Opfer “voll am Heulen”
Die
Zeuginnen wollen Kerstin B. sogar nach dem Zeitpunkt dem Vorfall
gesehen und gesagt haben: „Sie hat wirklich nicht den Eindruck gemacht,
dass sie vergewaltigt worden ist“, berichtet RTL. Angeblich sei sie
sogar auf eine der beiden zugekommen und habe ihr ein „Kompliment für
ein Bauchnabelpiercing gemacht“. Dabei sei Kerstin B. „ganz normal und
gefasst gewesen“. Allerdings habe eine der beiden sie dann gegen viertel
nach fünf noch einmal getroffen, wobei die 18-Jährige „voll am heulen“
gewesen wäre. Warum, wisse sie nicht.
Die “Bild”-Zeitung
sprach mit einem Bruder von einem der beiden Inhaftierten, der aus Bad
Hersfeld stamme und angeblich Bauingenieurwesen in Kassel studiere. Der
beschuldigte Bruder habe es „nicht nötig, eine Frau zu vergewaltigen“.
Gerhard
B. berichtet hingegen, dass die Beschuldigten seiner Tochter nach der
Vergewaltigung sogar noch gedroht hätten. „Sie hat erzählt, dass sie ihr
‚richtig wehtun‘ würden, wenn sie von der Vergewaltigung jemandem
erzählen würde.“
Vater setzt auf Prozess gegen Beschuldigte durch harte spanische Justiz
Gerhard
B. setzt nun auf einen Prozess gegen die beiden Beschuldigten, die in
Palma in U-Haft sitzen, auf die spanischen Behörden, die durch mehrere
Vergewaltigungsfälle in der vergangenen Zeit „sensibilisierter“ seien
als die deutschen Gerichte. „Ich war selbst fünf Jahre lang Schöffe am
einem deutschen Gericht. Und habe aufgehört, weil ich es nicht mehr
ertragen konnte, wie lasch und nachsichtig unsere Gerichte mit den
Strafen für Vergewaltigungen umgehen.“
*Namen von der Redaktion geändert
https://www.focus.de/panorama/welt/opfer-von-beschuldigten-in-falle-gelockt-gruppenvergewaltigung-junger-deutscher-auf-mallorca-vater-von-vergewaltigungsopfer-erzuernt-ueber-taeteraussagen_id_10915390.html?fbclid=IwAR1LgGsar4oPCk8Tinkrg-Cd7gqT7kTa-HSXFOcReoVFbUh9v5mxXqotDBs