Wer hat dem Zicklein den Kopf abgetrennt?
Grausamer Tiermord auf der Naturschutzstation Hahneberg in Spandau. Unbekannte töteten am ersten Adventswochenende das Ziegen-Baby. Zurück blieben seine erbärmlich jammernde Zwillingsschwester Paula und die kläglich schreiende Mutter.
Der oder die Täter setzten die Klinge zweimal an, dann durchtrennten sie Paulines Kehle. Das fünf Tage alte Zicklein verblutete qualvoll. Sein Kopf wurde mitgenommen.
„Als ich Sonntagfrüh um 8.30 Uhr zur Station lief, hörte ich die beiden schon von weitem, sie waren völlig verstört“, sagt Beatrix Herzog (51), Naturpädagogin der Station. „Die Mutter deutete mit ihrem Kopf in eine Richtung. Als ich dorthin ging, sah ich hinter dem Stall Paulines Körper liegen. Mir ist das Herz gebrochen.“
„Man hat sie geschächtet“
Nicht der erste Übergriff auf die Naturschutzstation (14 Ziegen, 20 Schafe), in der Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene mehr über die Umwelt erfahren sollen.
Im April dieses Jahres wurden bereits vier Lämmer hingerichtet. „Man hat sie geschächtet, auf dem Boden des Stalls gab es morgens eine riesige Blutlache“, sagt Herzog. „Die leblosen Tiere wurden mitgenommen.“
Sie erinnert sich:
„Kurz zuvor hatten Männer gefragt, ob sie hier Schafe kaufen könnten, was ich verneinte.“ Sie hatte sogar Leute erwischt, die versuchten, Tiere tagsüber über den Zaun zu ziehen. „Seitdem gab es in unregelmäßigen Abständen immer wieder Anfragen von männlichen Einzelpersonen, Ziegen und Schafe zu erwerben.“
Aber Herzog verkauft ihre Lieblinge nicht. „Sie sind wie meine Kinder“, sagt sie. Kitagruppen kommen vorbei, bringen Futter für die Tiere, streicheln ihr Fell. Die Pädagogin veranstaltet Märchen-Lesungen und Wanderungen mit den Ziegen.
Der Schutz der Tiere ist jetzt auch Thema im Bezirksparlament. Thorsten Schatz (36), Sprecher der CDU-Fraktion Spandau: „Wir fordern das Bezirksamt auf, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um die Sicherheit und Unversehrtheit der Tiere zu gewährleisten!“
Beatrix Herzog schiebt unterdessen selbst nachts – im Schlafsack – Wache im Gehege. Zicklein Paula und ihre Mutter werden zur Sicherheit über Nacht in einen belüfteten Container gesperrt. Ihr trauriges Jammern hört nicht auf.
Schächten – Todeskampf bis zum Verbluten
In Deutschland verbieten Tierschutzgesetz und Tierschutzschlachtverordnung, ein Tier ohne Betäubung zu schlachten.
Beim Schächten wird einem unbetäubten Tier der Hals mit einem Messer von der Kehle aus durchschnitten. Bei vollem Bewusstsein werden Haut, Muskeln, die Halsschlagadern, die Luft- und Speiseröhre durchtrennt. Die Tiere durchleiden einen Todeskampf, der Minuten andauern kann, mit höllischen Schmerzen, Atemnot und Todesangst, bis sie schließlich verbluten.
Menschen, die aus religiösen Gründen schächten wollen, können unter Einhaltung vieler Auflagen eine Ausnahmegenehmigung vom Amt bekommen. Schächten ohne Genehmigung wird mit Geldbußen bis 25.000 Euro oder Haft bestraft.
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Foto: Olaf Wagner