Zahl der sexuellen Übergriffe von Asylbewerbern steigt
In den vergangenen Jahren hat die Zahl der Anzeigen gegen Asylbewerber wegen Sexualdelikten stark zugenommen. Über die Gründe ist man sich uneins.
588 Anzeigen wegen Vergewaltigung gingen letztes Jahr bei der Polizei ein – eine Zunahme von 11 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das geht aus der polizeilichen Kriminalstatistik hervor, die der Bund diese Woche herausgegeben hat.
Zugenommen hat dabei insbesondere der Anteil Asylbewerber unter den Beschuldigten. Betrug er 2010 noch 6 Prozent, waren es im vergangenen Jahr 10 Prozent, schlüsselt die «SonntagsZeitung» auf. Bei den sexuellen Belästigungen ist die Zunahme noch markanter: Hier verdoppelte sich die Anzahl Anzeigen gegen Asylbewerber innert eines Jahres von 6 auf 12 Prozent.
Auch Zahl der Asylbewerber stark gestiegen
Was die Gründe für die Zunahme sind, könne man nicht abschliessend eruieren, sagt Barbara Breitschmid, Sprecherin der Kantonspolizei Aargau, auf Nachfrage der «SonntagsZeitung». «Es könnte damit zusammenhängen, dass mehr Asylbewerber hier sind oder dass sich das Anzeigeverhalten nach der Silvesternacht in Köln geändert hat.»
So hat nicht nur die Zahl der Anzeigen gegen Asylbewerber, sondern auch deren Zahl an sich in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Befanden sich 2010 knapp 37’000 Personen im Asylprozess, waren es 2016 über 68’000.
Den zweiten genannten Grund – das geänderte Anzeigeverhalten – sieht die Kantonspolizei Zürich derweil als Hauptursache für die Zunahme der Anzeigen wegen Sexualdelikten. Dieses sei auf die Präventivarbeit zurückzuführen, so ein Sprecher. Was bedeutet: Weil die Sensibilisierung zugenommen hat, reichen mehr Betroffene eine Anzeige ein.
Eine These, die allerdings umstritten ist. Strafrechtsexperte Martin Killias widerspricht der Darstellung der Polizei und sagt gegenüber der «SonntagsZeitung», Erhebungen würden zeigen, dass die Anzeigeraten sehr stabil blieben. Er sieht einen anderen Grund für die Zunahme: Die «fehlende Integration» der Ausländer.