Türsteher sagt im Prozess um Vergewaltigung aus: “Diese Nacht war schlimm”
Im Vergewaltigungs-Prozess gegen einen 22-Jährigen ist der Angeklagte von vier Zeuginnen belastet worden. Auch der Türsteher des “Clubs 22” erinnert sich an den Mann.
Die Zeuginnen sagten vor der Großen Jugendkammer des Kasseler Landgerichts aus, dass sie im Jahr 2015 in Gießen, Fuldatal und Kassel von dem Flüchtling aus Nigeria begrapscht beziehungsweise beleidigt worden sind.
„Diese Nacht war schlimm“, erinnerte sich am Mittwoch ein 37-jähriger Türsteher vor der 10. Großen Jugendkammer des Kasseler Landgerichts. Der Mann hatte auch in der Nacht zum Samstag, 23. Juli 2016, Dienst – an der Tür des „Club 22“. Das war jene Nacht, in der ein 22-jähriger Flüchtling aus Nigeria laut Staatsanwaltschaft eine damals 28-jährige Frau auf der Friedrich-Ebert-Straße vergewaltigt haben soll. Zudem soll er bereits 2015 mehrere junge Mädchen bei verschiedenen Anlässen begrapscht haben. Der Mann bestreitet alles.
Der Türsteher berichtete, dass er in jener Nacht den Angeklagten vor dem Club 22 dabei beobachtet habe, wie er mit Freunden wahllos jede Frau angemacht habe. „So etwas habe ich zuvor noch nicht gesehen. Der war unheimlich frech“, schilderte der 37-Jährige. Er habe zum Beispiel gesehen, wie der Angeklagte einer jungen Frau, die mit ihm nichts zu tun haben wollte, einfach die Schuhe ausgezogen habe. Ein Freund habe die Frau dabei festgehalten.
Türsteher machte Foto vom Angeklagten
Später habe er noch beobachtet, dass der Angeklagte mit einer Frau geredet und diese dann verfolgt habe, als sie in Richtung Innenstadt gegangen sei. Weil ihm das verdächtigt vorgekommen sei, so der Türsteher, habe er noch ein Foto von dem Angeklagten gemacht und dieses später der Polizei gezeigt.
Ob es sich bei der Frau um die 28-Jährige handelt, die behauptet, kurze Zeit später von dem Nigerianer an der Ecke Karthäuser Straße an einer Laterne vergewaltigt worden zu sein, konnte der Zeuge nicht sagen.
Taxifahrer sah Auseinandersetzung
Ein 28-jähriger Mann aus Lohfelden, der in dieser Nacht Taxi fuhr, sagte aus, dass er die Frau vor der Kneipe „Night Time“ an der Fünffensterstraße in den frühen Morgenstunden habe stehen sehen. Dort habe sie mit drei bis vier Männern ein Wortgefecht gehabt und sei auch auf den Boden geschubst worden. Ein Farbiger sei aber bei der Gruppe nicht dabei gewesen.
Nach einigen Minuten sei die Frau in sein Taxi gestiegen. „Ihr Kleid war zerrissen, die Schminke verschmiert. Sie sagte, sie will nach Hause in Richtung Weinberg“, so der Taxifahrer. Auf der Fahrt habe sie irgendetwas über Geschlechtsverkehr gesagt und dass alle Männer Schweine seien, erinnerte sich der Fahrer. In Höhe der Tischbeinstraße habe er halten sollen. Die Frau habe ihm erklärt, sie habe kein Geld und wolle deshalb aussteigen.
Der Taxifahrer widersprach der Aussage der 28-Jährigen, die am ersten Verhandlungstag behauptet hatte, sie sei erst an der Haltestelle Weinberg in das Taxi gestiegen und habe dem Fahrer erzählt, dass sie vergewaltigt worden sei. Nachdem sie ihm gesagt habe, sie habe kein Geld, habe er sie aus dem Wagen geworfen, hatte sie ausgesagt.
Paar entdeckt die 28-Jährige im Gebüsch
Fest steht, dass kurze Zeit später ein junges Paar, das mit Freunden auf dem Grundstück des Versorgungsamtes an der Frankfurter Straße die Nacht verbracht hatte, die 28-Jährige dort im Gebüsch entdeckte. Sie habe geweint und gesagt, sie sei vergewaltigt worden, schilderte ein 26-jähriger Zeuge. Er war es auch, der geraume Zeit später der Besatzung einer Funkstreife an der Frankfurter Straße über die Sexualstraftat informierte.
In dem Vergewaltigungsprozess steht Aussage gegen Aussage. Eine 48-jährige Beamtin des Kriminaldauerdientes, die die 28-Jährige noch im Klinikum Kassel vernommen hat, sagte, dass sie den Eindruck hatte, dass es „einen schweren sexuellen Übergriff“ gegeben habe. Die Frau sei deutlich angeschlagen gewesen, habe geweint und gezittert und es abgelehnt, mit männlichen Polizisten zu reden.
Der Ex-Freund (39) der jungen Frau, der derzeit wegen einer Drogengeschichte in der JVA I in Wehlheiden sitzt, machte widersprüchliche Angaben. Am Anfang habe er seiner damaligen Freundin geglaubt, später habe er Zweifel an ihrer Schilderung bekommen. Er sagte, dass er sich mit ihr an dem besagten Abend gestritten habe und seine Freundin sehr betrunken gewesen sei. Daraufhin seien sie getrennt voneinander ausgegangen. Seine Freundin und er hätten in dieser Zeit regelmäßig Amphetamine konsumiert und sie habe auch und gekifft. Er widersprach auch der Aussage seiner Ex, dass er die Vergewaltigung in Auftrag gegeben habe.