Bericht: Berliner Anschlag kurbelt Waffenschein-Nachfrage an
Nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz ist einem Zeitungsbericht zufolge die Nachfrage nach sogenannten kleinen Waffenscheinen gestiegen.
Allein in den sieben Tagen seit dem Anschlag wurden bei der Berliner Waffenbehörde 123 Anträge gestellt, berichtete die Berliner “tageszeitung” (“taz”) am Donnerstag unter Berufung auf die Polizei. Dies seien mehr als zuletzt üblich. Dabei sei die Nachfrage nach Waffenscheinen ohnehin anhaltend hoch, sagte ein Polizeisprecher.
Berechtigung für Schreckschuss- und Signalwaffen
Die Zahlen reihen sich demnach in einen bundesweiten Trend ein. Bis Ende Oktober wurden laut Bundesinnenministerium etwa 449.000 kleine Waffenscheine in Deutschland beantragt, berichtete die “taz”. Im Vorjahreszeitraum seien es 275.461 Anträge gewesen. Mit der Berechtigung können Schreckschuss-, Reizstoff- und Signalwaffen erworben und getragen werden.
Schon nach den Übergriffen in der vergangenen Silvesternacht in Köln sei die Nachfrage nach Waffenscheinen deutlich gestiegen. So hielten Ende November in Nordrhein-Westfalen inzwischen 119.441 Bewohner kleine Waffenscheine, wie das Düsseldorfer Innenministerium auf “taz”-Anfrage erklärte. Im Vorjahr seien es noch 70.757 gewesen.
Berliner und Bayern rüsten auf
Auch in Berlin wurden in diesem Jahr laut Polizei 4323 kleine Waffenscheine erteilt, so die “taz”. 2015 seien es 816 gewesen. Allein im Januar 2016, nach der Kölner Silvesternacht, hätten die Berliner 1265 Anträge gestellt. Im Januar ein Jahr zuvor seien es 329 gewesen.
In Bayern, wo im Juli Islamisten in Würzburg und Ansbach schwere Straftaten verübten, sei die Nachfrage nach den kleinen Waffenscheinen ebenso gestiegen. 2015 gab es dort nach “taz”-Informationen noch 49.370 Halter von kleinen Waffenschein. Bis Ende November dieses Jahres waren es demnach bereits 80.494.
Auch Schreckschusswaffen können lebensgefährlich sein
Das NRW-Innenministerium warnte unterdessen vor der Selbstbewaffnung. “Wir raten dringend davon ab”, sagte eine Sprecherin der Zeitung. “Solche Waffen vermitteln nur eine Scheinsicherheit.”
Auch Gas- und Schreckschusswaffen könnten schwere bis lebensbedrohliche Verletzungen verursachen. Im Konfliktfall scheitere deren richtige Handhabung oft. Und die meisten Pistolen sähen täuschend echt aus: Unbeteiligte wie Polizisten könnten nicht auf Anhieb erkennen, ob es scharfe Waffen seien.
Quelle: Morgenpost
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