Linksautonome legen gegen bedrohten Polizisten nach und überziehen ihn mit Vorwürfen
Sie tragen Kapuzenpullis und Pluderhosen, manche haben keine Schuhe an, einige sind vermummt:
Die Gruppe trällert Lieder, begleitet von Gitarre und Geige, sie tanzen. Zu verstehen sind auf dem im Internet veröffentlichten Video Sätze wie: „Sie trampeln auf Menschenrechten herum.“
Mehrere Dutzend Personen sind zu erkennen, sie haben sich vor einem Backsteinhaus im niedersächsischen Hitzacker postiert. In diesem Haus lebt der Staatsschutzbeamte H. mit seiner Familie.
Die Versammlung am vergangenen Freitag, die Linksautonomen nennen es „spontanes Straßenmusikkonzert“, Polizei und Politik eine „unfassbare Grenzüberschreitung“, hat bundesweit für Aufsehen gesorgt. Polizei und Linke beschuldigen sich gegenseitig, über die Geschehnisse gibt es teilweise völlig unterschiedliche Darstellungen. Und nun legen die Linken mit weiteren massiven Vorwürfen gegen die Polizei nach.
Linksautonome behaupten: “Wurden eingekesselt und geschlagen”
Demnach sei die Gruppe nach ihrem „Konzert“ gerade dabei gewesen, den Platz vor dem Haus des Polizisten zu verlassen, als die rund 60 Teilnehmer von „behelmten, vermummten Polizeieinheiten überfallen“ worden seien, wie es in einer Pressemitteilung der Gruppe heißt, die sich „Rotzfreche Asphaltkultur“ nennt. Weiter beschuldigen die Autonomen die Polizei und konkret den betreffenden Beamten H., auf Personen eingeschlagen und die Gruppe eingekesselt zu haben. Die Menschen in diesem „Kessel“ hätten zwei Stunden lang nicht auf die Toilette gedurft, ihnen seien Decken verwehrt worden, sie hätten zunächst nichts über den Grund für die Maßnahme erfahren, heißt es in der Mitteilung.
Auf Nachfrage von FOCUS Online korrigiert die Sprecherin des Bündnisses die Zeit zwar auf eine Stunde, hält jedoch an dem Gewalt-Vorwurf fest und sagt: „Die Maßnahmen der Polizei haben so lange gedauert, dass manche von uns stundenlang nicht auf die Toilette konnten.“ Sie selber sei so „gewalttätig“ von der Polizei zu Boden gebracht und gefesselt worden, dass sie noch immer „nervliche Ausfälle“ an ihrer Hand habe und einen Arzt habe aufsuchen müssen.
Polizei weist Vorwürfe zurück
Die Polizei hält dagegen. Ihr Sprecher Kai Richter sagte FOCUS Online, es habe zu Beginn des Einsatzes „eine Rangelei“ zwischen Polizei und den Linksautonomen gegeben. Der Grund: Einige der Personen hätten versucht zu flüchten. „Ich war selbst vor Ort. Wir haben die Personen sofort belehrt und ihnen den Grund für den Einsatz erläutert. Es gab ein paar Schürfwunden, aber es waren Sanitäter vor Ort.“ Auch seien Decken ausgeteilt worden und jeder, der auf Toilette gehen wollte, sei vorrangig „erkennungsdienstlich“ behandelt worden.