Linksextreme attackieren Familientreff in Kreuzberg
Bericht vom 01.11.2017
Unbekannte warfen 18 Scheiben ein. Auf einer linksextremistischen Internetseite tauchte ein Bekennerschreiben auf.
In Kreuzberg haben Unbekannte in der Nacht zum Montag ein multikulturelles Familienzentrum attackiert. 18 Fensterscheiben zerstörten die Täter mit Pflastersteinen. Auf einer linksextremistischen Internetseite tauchte derweil ein Bekennerschreiben auf. Das Motiv für den Angriff: Der Familientreff hatte Polizeibeamte für eine Präventionsveranstaltung ins Haus gelassen.
Wie die Polizei am Dienstag mitteilte, stellte eine Angestellte des Familientreffs in der Adalbertstraße am Montagmorgen den Schaden fest. Im Gebäude hätten zahlreiche Pflastersteine gelegen. Die Ermittlungen übernahm der für politisch motivierte Taten zuständige Staatsschutz der Polizei. Das Bekennerschreiben werde dort derzeit ausgewertet, sagte ein Polizeisprecher.
In dem Schreiben, dass auf einer einschlägigen Internetseite veröffentlicht wurde, heißt es: “Angst, zentraler Pfeiler der herrschenden Gesellschaftsordnung, wird täglich von denen gesät, die ihre vermeintliche Sicherheit verkaufen wollen.” Die Bekenner beziehen sich damit auf eine Präventionsveranstaltung des Kreuzberger Polizeiabschnitts 53, die in dem Familientreff erst am vergangenen Sonnabend stattgefunden hatte. “Ziel solcher Veranstaltungen ist es, die Menschen für abweichendes Verhalten zu sensibilisieren – der Notruf als Rettung vor der eigenen Bedeutungslosigkeit”, heißt es in dem Schreiben weiter.
Überschrieben ist das Bekennerschreiben mit “Solidarität für Nero”. Der 22-Jährige war im Oktober zu 18 Monaten Haft verurteilt worden, weil er einen Polizeihubschrauberpiloten in der Rigaer Straße mit einem Laserpointer geblendet hatte. Man habe deshalb die Scheiben eingeworfen, um “Solidarität mit Nero zu demonstrieren und der stumpfen Ideologie der Angst etwas entgegen zu setzen.”
Update:
Am Mittwoch reagierte Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann mit scharfen Worten auf den Übergriff: “Diese Attacke auf eine gemeinwohl-orientierte Einrichtung macht mich richtig sauer”, sagte die Grünen-Politikerin. “Solche blinde Zerstörungswut sendet keine politische Botschaft.” Sie erklärte weiter, dass das Zentrum ein interkultureller Ort der Begegnung für Familien sei. “Wer hier die Scheiben einwirft und dort lebende Kinder gefährdet, schadet unserer Gesellschaft und stört unser friedliches Zusammenleben.”
Foto: dpa