Sexuelle Übergriffe Zwei Mädchen auf Heimweg verfolgt

Sexuelle Übergriffe Zwei Mädchen auf Heimweg verfolgt

Es war der 17. Dezember 2015, gegen 20 Uhr. Im Linienbus 537 in Richtung Königswinter saß Stefan G. Der 53-jährige Beamte kam von einer Weihnachtsfeier seiner Dienststelle, hatte die Augen geschlossen und döste, als er hinter sich Schreie und laute Rufe hörte. Die Geräusche kamen aus dem Lautsprecher eines Handys, das Luna, eine 16-jährige Schülerin, in der Hand hielt. Entsprechend bat Luna verzweifelt den Busfahrer um Hilfe, aber der reagierte nicht, obwohl die Schreie bedrängend laut im Bus übertragen wurden. Dann fragte die Schülerin irgendjemand im Bus um Hilfe.

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Die unwirklichen Schreie stammten von Lunas Freundin

In diesem Moment, so Stefan G., „war ich hellwach. Dass da jemand in Not war, das war eindeutig“, erinnerte er sich gestern als Zeuge vor dem Bonner Landgericht. Gemeinsam mit Luna stieg er aus, sie baten eine wildfremde Frau, sie in ihrem Auto zwei Haltestellen zurückzufahren. Nach Ettenhausen, wo es stockfinster war.

Die unwirklichen Schreie stammten von Lunas Freundin Carina Z. (Name geändert), die kurz zuvor erst ausgestiegen war. Der 15-Jährigen war ein junger Mann gefolgt, der die Freundinnen bereits seit der Bushaltestelle in Beuel beobachtet hatte. Laut Anklage war der 21-Jährige Carina Z. entlang der unbeleuchteten Ungartenstraße gefolgt, hatte sie gepackt und in den Acker gezerrt. Carina Z., die zuvor noch ihre Freundin im Bus alarmiert hatte, fing an zu schreien, wehrte sich, simulierte einen Asthmaanfall und bot dem Sextäter auch Geld an. Aber der hielt ihr den Mund zu, würgte sie, zog sie aus und wollte sie küssen. Auch drohte er mit Schlimmeren, wenn sie nicht mitmache. Schließlich rettete sie ein Radfahrer, der sich näherte. Der Täter flüchtete.

Wegen sexueller Nötigung muss sich seit Mittwoch der 21-Jährige vor der Bonner Jugendschutzkammer verantworten. Der Angeklagte soll nicht nur Carina Z. nachgestiegen sein. Drei Wochen zuvor bereits, am 22. November 2015, hatte er die 17-jährige Mira B. (Name geändert), die am Bertha-von-Suttner-Platz in die Buslinie 550 stieg, verfolgt. Als sie in Schwarzrheindorf ausgestiegen war, hatte er sie von hinten umarmt, ihr Gesicht gegen ein parkendes Auto gedrückt und sexuell bedrängt. Auch Mira B. schrie „Hilfe!“ und auch „Feuer!“, bis ein Nachbar aufmerksam wurde. Der Täter fühlte sich gestört – und flüchtete.

Opfer kann bis heute nicht mehr Bus fahren

Gestern hat der mutmaßliche Sextäter beide Vorfälle gestanden. Seine große Sorge, so der Angeklagte, sei gewesen, dass er schwul sei. Eine Stimme im Kopf habe ihm das immer wieder eingeredet. Da habe er die Nähe von Frauen gesucht, um das zu widerlegen. Als Carina Z. damals weggerannt sei, habe er „den Kopf ausgeschaltet“ und sei „auf Jagd gegangen – „wie ein Tier der Beute hinterher.“ Sexuell erregt sei er nicht gewesen, antwortete er auf Nachfrage, Herzrasen habe er vor allem gehabt. Zum Äußersten sollte es nicht kommen, beteuerte er.

Carina Z. hatte durchaus das Gefühl, so gerade einer Vergewaltigung entkommen zu sein. Als sie auf die Straße rannte, lief sie ihrer Freundin Luna und Stefan G. regelrecht in die Arme: „Aufgebracht, geschockt, voll dreckig.“ Bis heute könne sie nicht mehr Bus fahren, auch schlecht alleine bleiben, erzählte ihre Freundin Luna dem Gericht. Auch Karneval sei dieses Jahr nicht drin gewesen.

Am nächsten Prozesstag sollen die beiden genötigten Mädchen gehört werden. Zudem müssen die Bonner Richter prüfen, ob der Angeklagte wegen seiner Gefährlichkeit in einer psychiatrischen Klinik untergebracht werden muss. Ein Gutachter begleitet den Prozess.

Quelle: http://www.rundschau-online.de/region/bonn/sexuelle-uebergriffe-zwei-maedchen-auf-heimweg-verfolgt-24499984

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