Die Sperma-Analyse bringt ein klares Ergebnis

Die Sperma-Analyse bringt ein klares Ergebnis

Der Angeklagte versteht das DNA-Gutachten nicht.

Eric X. fragt immer wieder auf Englisch nach, und der Dolmetscher neben ihm übersetzt geduldig. Die Gen-Analytikerin für das Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen erläutert im Zeugenstand des Landgerichts Bonn ausführlich, dass die DNA in der Speichelprobe des Angeklagten mit der des Sperma übereinstimmt, das im Intimbereich des vergewaltigten Opfers gefunden wurde.

Eric X. blickt verständnislos, deshalb schlägt der Vorsitzende Richter Marc Eumann vor, dass die Gutachterin ihm das noch einmal erläutert.

Die Diplom-Biologin heftet mehrere Blätter aus ihrem Aktenordner geht zur Anklagebank und spricht über die aufgeführten Werte und Grafiken. „Ich komme zu dem Schluss, dass die Spermaspur Ihnen zuzuordnen ist“, sagt sie.

„Sie wollen mir sagen, dass Speichelprobe mit Spermaprobe übereinstimmen“, fragt Eric X.

Die Gutachterin sagt: „Ja.“

Der Angeklagte wirkt in der Verhandlung am Mittwoch so, als habe er mit all dem nichts zu tun, so als werde hier der Falsche zur Rechenschaft gezogen für das brutale Verbrechen am Abend des 2. April, als ein Afrikaner im Naturschutzgebiet des Flusses Sieg bei Bonn ein Zelt mit einer Astsäge aufschlitzte, ein darin liegendes Pärchen bedrohte und dann die junge Frau mitnahm und vergewaltigte.

„Ja, ich kenne ihn. Ja, das ist er“

Der gebürtige Ghanaer, der Anfang 2017 als Asylbewerber nach Europa kam, trägt während des Prozesses Hand- und Fußfesseln, weil er aggressiv und unberechenbar ist. Dieses Mal verhält er sich ruhiger als am ersten Prozesstag. Damals hatte Eric sich aufgeregt und das Opfer sogar eine „Prostituierte“ genannt, als der Richter das DNA-Gutachten erwähnt hatte.

Am Mittwoch wird der 31-jährige Afrikaner im Gerichtssaal noch von zwei Zeugen identifiziert.

„Ja, ich kenne ihn. Ja, das ist er“, sagt die 24-jährige Nadine W. Sie ist ihm im Bereich der Siegaue mehrfach begegnet.

Die arbeitslose junge Frau war im Frühjahr dieses Jahres mehrmals abends mit Freunden unterwegs. Sie hatten einen Bollerwagen dabei, einen Grill, Fleisch und Bier. Im Bereich der Nordbrücke machten sie ein Lagerfeuer. Irgendwann stand Eric X. plötzlich da. Er war ruhig, nett, durfte sich hinzusetzen.

Zwei weitere Male traf er die Gruppe, einmal sprach er mit Nadine, fragte sie, ob sie einen Freund habe, ob sie mit ihm schlafen wolle. Sie verneinte, fühlte sich nicht wohl.

Ein gestohlener Rucksack

Am Abend des 1. April, dem Tattag, waren Nadine und ihre Freunde ebenfalls unterwegs, um ein wenig zu feiern. Auch dieses Mal erschien Eric X. Doch Nadine hat ein ungutes Gefühl, wie sie vor Gericht erzählt. Sie hatte seine Anmache beim Treffen zuvor als Grenzüberschreitung empfunden. „Schick ihn weg. Hab kein Bock“, sagte sie ihrem Bekannten Tobias W.

Der 48-jährige Tankwart erscheint ebenfalls als Zeuge und erkennt Eric sofort wieder.

„Ich habe Sie niemals gesehen. Kennen Sie mich“, fragt der Angeklagte den Zeugen. „Ja“, sagt Tobias W.

An jenem Abend passierte der Gruppe noch etwas Seltsames:

Ein junger Mann kam mit dem Rad angefahren und sagte, dass er einen gestohlenen Rucksack suche. Auch er sagt vor Gericht aus:

David T., 23 Jahre, arbeitslos, war zum Zelten an die Siegaue gefahren. Er hatte eine Camping-Ausrüstung dabei, einen Seesack und einen Rucksack mit Wertsachen. Darin befand sich unter anderem ein Messer und eine Astsäge. Er ließ die Ausrüstung für eine längere Zeit unbeobachtet, als er Holz für sein eigenes Feuer sammelte.

Nach seiner Rückkehr sah er, dass der Rucksack verschwunden war und machte sich auf die Suche.

Der Freund des Opfers soll aussagen

David T. blieb bei der Gruppe um Nadine W. und Tobias W. Irgendwann später, es muss nach Mitternacht gewesen, kamen ihnen Polizisten entgegen. Die Beamten berichteten, dass sie einen bewaffneten, dunkelhäutigen Mann suchen, der eine Frau vergewaltigt habe. Nadine W. erwähnte Eric und machte auf der Polizeiwache ihre Aussage. David T. erstattete eine Anzeige wegen des Diebstahls.

Der selbstbewusste Angeklagte befragt auch diese Zeugen. Von David T. will er wissen, ob der Rucksack tatsächlich von ihm sei, ob er eine Kaufquittung vorlegen könne. „Ich habe die Sachen auf der Straße gefunden“, behauptet Eric X.

Der Prozess wird fortgesetzt. An diesem Donnerstag soll der Freund der vergewaltigten Studentin aussagen. Seine Anwältin hat den Antrag gestellt, dass die Öffentlichkeit ausgeschlossen wird.

Quelle: https://www.welt.de/vermischtes/article169560603/Die-Sperma-Analyse-bringt-ein-klares-Ergebnis.html

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen