Bochumer „Uni-Vergewaltiger“

Bochumer „Uni-Vergewaltiger“

Der zweite Prozesstag gegen Ziyad K., den mutmaßlichen Uni-Vergewaltiger, war mit großer Spannung erwartet worden.

Denn am Dienstag sollte nun die erste der beiden vergewaltigten Studentinnen als Zeugin in dem Fall aussagen. Wie würde Ziyad K. auf sein mutmaßliches Opfer reagieren?

Er grinst in Richtung der Journalisten

Zu Prozessbeginn zieht der Angeklagte die Aufmerksamkeit auf sich. Er trägt dasselbe blaue Sweatshirt, das er schon am ersten Prozesstag trug, sitzt auf der Anklagebank und grinst in Richtung der Journalisten.

Er wirkt nicht, als würde er nicht verstehen, was gerade um ihn herum geschieht. Eher herausfordernd. Als würde er die Aufmerksamkeit genießen.

Ziyads letzte Chance

Bevor die 21-Jährige in den Zeugenstand gerufen wird, bekommt Ziyad eine letzte Chance, auszusagen. Er würde dem Opfer damit eine Befragung ersparen, sagt Richter Volker Talarowski in Richtung des Angeklagten. Andernfalls würden möglicherweise Vergünstigungen in weite Ferne gerückt. Ziyad K. denkt über diese Chance nicht eine Sekunde lang nach – und lehnt ab.

Die 21-Jährige Studentin war extra aus Peking angereist, um vor Richter Volker Talarowski am Landgericht Bochum zu beschreiben, was ihr am Samstag, den 6. August angetan worden ist.

Sie wirkt abwesend, als sie an diesem so wichtigen Tag in grauer Bluse, Jeans und Sneakers im Gerichtssaal sitzt. Traumatisiert und müde sieht sie aus, wenn ihre schulterlangen Haare den Blick auf ihr Gesicht freigeben.

Auch der Bruder des Angeklagten beobachtet den Prozess

Der Angeklagte wird flankiert von seinem Pflichtverteidiger Egbert Schenkel und dem Dolmetscher, der am ersten Prozesstag noch für Ziyads Bruder übersetzt hatte, der ebenfalls als Zeuge geladen war. Der ursprüngliche Dolmetscher ist ausgetauscht worden – zu groß waren offenbar seine Verständnisprobleme.

Auch Ziyads Bruder ist wieder zum Prozess gekommen. Diesmal nicht als Zeuge, sondern als Zuschauer sitzt er in einer Ecke des Raumes. Er wirkt verzweifelt. Stützt das Gesicht in die Hände, aus dem traurige Augen den älteren Bruder beobachten. Man mag wohl vergessen, dass es in solchen Fällen viele Opfer gibt.

Anfangs noch häufige und kurze Blicke

Ziyad seinerseits wirft anfangs noch kurze Blicke in Richtung der Studentin, die man ohne Wissen um ihr tatsächliches Alter wohl deutlich jünger als 21 Jahre schätzen würde. Die Blicke dauern nur eine bis anderthalb Sekunden. Aber sie sind zahlreich.

Was passiert im Kopf des Angeklagten? Werden da Erinnerungen an einen Moment abgerufen, den diese junge Frau seit neun Monaten für immer zu begraben versucht und nun doch aus der tiefsten Dunkelheit holen muss, weil er nicht aussagen will?

Blicke wie vergiftete Pfeile

Als sie beginnt, die Geschichte zu erzählen, werden die Blicke des Angeklagten länger und kälter. Wie vergiftete Pfeile fliegen sie in Richtung der Studentin.

Aber sie verfehlen ihr Ziel. Ziyad K. scheint für sie einfach nicht zu existieren. Diese Frau ist offenbar stärker als man auf den ersten Blick sieht. Sie habe keine Sekunde gezögert herzukommen, sagt ihre Anwältin Dörte Ganzer am Rande des Prozesses.

Obwohl Ganzer einen Antrag auf Ausschluss der Öffentlichkeit gestellt hat, will die junge Frau die Öffentlichkeit vorerst dabei haben und erzählt ihre Geschichte in allen Details. Widerstand in seiner mächtigsten Form.

Quelle: https://www.derwesten.de/staedte/bochum/bochumer-uni-vergewaltiger-so-reagiert-der-angeklagte-ziyad-k-als-er-das-opfer-21-wiedersieht-id210439355.html

Foto: Jürgen von Polier

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