Türsteher weisen Flüchtling an einer Villinger Bar ab – Betreiber: Kein Rassismus

Türsteher weisen Flüchtling an einer Villinger Bar ab – Betreiber: Kein Rassismus

Ein Lokal in der Färberstraße ist vor allem für viele Afrikaner tabu. Der Wirt zog wegen sich häufender Belästigungen von Frauen durch Männer afrikanischer Abstammung Konsequenzen.

In der Doppelstadt sind bisher nur wenige Fälle bekannt, in denen Flüchtlinge vor Gastronomiebetrieben abgewiesen werden.

Eine Gruppe von jungen Leuten wollte am Fasnetsonntag unbeschwert feiern und in der Bar Down Under in der Färberstraße einen Absacker trinken:

Mit dabei war ein Gambier, der als einziger von den Türstehern nicht hineingelassen wurde. Der Sicherheitsdienst begründet die Abweisung zunächst nicht. Erst auf Anfrage des SÜDKURIER erklärt der Betreiber, Ali Karabacak, die Hintergründe.

Nachdem in seiner Bar verstärkt allein kommende Frauen von Flüchtlingen, vor allem aus Nord- und Schwarzafrika, belästigt wurden, habe er die Türstehern angewiesen, diese Personengruppen nicht mehr hineinzulassen.

Einzige Ausnahme: Es sei denn, er kenne sie. Dann erhalten sie einen Button, der zum Zugang berechtigt.

Den Button hatte der Gambier nicht, die Villinger Freunde zeigten sich vom Verhalten der Türsteher entsetzt. “Man sollte meinen, dass die Fasnet für alle da ist. Doch der Vorfall belehrte mich eines Besseren”, berichtet einer der Beteiligten. Wie so oft seien sie in einer mittelgroßen Gruppe unterwegs gewesen. “Wir – das meint auch unseren Freund Abraham, ein Flüchtling aus Gambia, ein herzensguter und fröhlicher Mensch”, erzählt er. Nachdem sie die Bar betraten, fehlte nur noch Abraham. Doch nach kurzem Augenkontakt wurde ihm der Einlass verweigert. Der Grund? Schulterzucken. “Wurde ihm wirklich aufgrund seiner Hautfarbe und seiner tragischen Geschichte der Eintritt verweigert”, fragen sich die Villinger. Auch nach mehrfachem Nachfragen konnten die Türsteher keinen Grund liefern, warum der afrikanische Freund nicht in die Bar durfte. Wutentbrannt verließen sie die Bar.

War es nun Rassismus, wie die Jugendlichen glaubten?

Nein, wehrte sich Betreiber Ali Karabacak vehement. Der Gastronom hat selbst einen Migrationshintergrund als alewitischer Türke.

“Ich weiß, was ich Deutschland zu verdanken habe, und bin dafür dankbar, welche Chancen hier Migranten geboten werden.”

Voraussetzung sei aber, dass die Grundwerte dieses Landes gelebt werden – und da sieht er doch bei vielen Afrikanern Probleme.

Anfangs habe er das in seiner Bar liberal gehandhabt und bei den Flüchtlingen keinen Unterschied gemacht. Als aber Frauen ohne Begleitung belästigt wurden, zog er vor einem halben Jahr Konsequenzen.

Grundsätzlich kritisiert der Gastronom die aus seiner Sicht bestehenden Defizite in der deutschen Flüchtlingspolitik. Aus seiner Sicht müsste bereits in den Unterkünften viel stärker darauf hingewiesen werden, dass ein bestimmtes Verhalten gegenüber Frauen in Deutschland nicht akzeptiert wird.

Doch hätte die Gruppe nicht das Lokal besuchen dürfen und sollten die Türsteher nicht erst bei Belästigungen einschreiten dürfen?

Letztendlich entscheide das jeder Wirt selbst, erklärt die stellvertretende Sprecherin der Stadt, Madlen Falke, auf Anfrage. Die Kommune hätte keine Handhabe, den Zugang für alle vorzuschreiben. Zum Beispiel begrenzen auch Disco-Betreiber die Zahl der Männer. Der Stadt seien bisher vereinzelt Fälle bekannt, dass Flüchtlinge vor Gastronomiebetrieben abgewiesen werden.

Zwei Antworten, wie mit der schwierigen Thematik umgegangen wird:

1.Weisen Sie Flüchtlinge darauf hin, wie sie sich in der Öffentlichkeit verhalten müssen?

Ja, betont Nicolas Schurr, Flüchtlingsbetreuer bei der Arbeiterwohlfahrt. Die Flüchtlinge werden mit Gesetze und Regeln vertraut gemacht, zum Teil mit drastischen Worten.

So werde den Männern klar gesagt, dass sie Frauen nicht “als Frischfleisch” betrachten dürfen. Die meisten verstehen es. Aus Sicht Schurrs hätte der Flüchtling in die Bar hineingelassen werden müssen. Erst wenn er sich nicht richtig verhalten hätte, hätten die Türsteher eingreifen sollen, dafür seien sie da.

2.Wie sieht es anderswo aus?

Wer Alkohol in Rucksäcken dabei hat oder betrunken ist, bleibt draußen, berichtet Domenico Wittkopf, Gastronom beim Gasthaus Ott, “unabhängig von Nationalität und Hautfarbe”.

Alle anderen kommen bei ihm grundsätzlich ins Lokal. Benehme sich einer nicht, fliege er raus. Erst kürzlich mussten die Türsteher einen aus den Räumen verweisen, weil er herumjohlte. Das war aber kein Flüchtling. Dass Flüchtlinge Frauen belästigten, hätte es vor ein bis zwei Jahren “in ganz, ganz wenigen Fällen gegeben.” Doch das sei im Ott schon seit langem kein Thema mehr.

Quelle:Südkurier

Foto: Bodo Marks

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