Immer wieder sexuelle Übergriffe im Zug

Immer wieder sexuelle Übergriffe im Zug

In den vergangenen Wochen ist es in der Region mehrfach zu sexuellen Übergriffen und Belästigungen von Frauen in Zügen und auf Bahnsteigen gekommen. Der jüngste Zwischenfall ereignet sich erst am Mittwoch dieser Woche, als ein Mann im Zug vor einer 17-Jährige in der Regionalbahn von Aalen nach Nördlingen masturbierte.

Unsere Redaktion fragte bei der Polizei und bei der Bahn nach, wie sich Frauen in solchen Situationen verhalten sollen und ob das Bahnfahren für Frauen grundsätzlich gefährlicher geworden ist.

Anzügliche Bemerkungen, masturbierende und grapschende Männer – all das scheint mittlerweile trauriger Alltag in deutschen Zügen zu sein. Zumindest kann man den Eindruck gewinnen, wenn man sich die Einträge unter dem Twitter-Hashtag #imzugpassiert durchliest. Frauen berichten hier von verbalen Attacken, körperlichen Übergriffen und Verfolgungen in Zügen und auf Bahnsteigen.

Auch in unserer Region ist es laut Polizei in den vergangenen Wochen mehrfach zu derartigen Zwischenfällen gekommen: Mitte Januar soll eine 17-Jährige am frühen Nachmittag auf dem Bahnsteig in Crailsheim massiv sexuell belästigt worden sein. Ein Mann bedrängte das Mädchen und fasste es trotz Gegenwehr unsittlich an. Die 17-Jährige konnte sich losreißen und wegrennen.

Ende Januar der nächste polizeilich bekannte Zwischenfall: Ein Unbekannter bedrängt im Zug von Ellwangen nach Aalen ein 16-jähriges Mädchen. Der Täter hatte die Jugendliche schon in der Bahnhofshalle in Ellwangen angesprochen, sich dann im Zug neben sie gesetzt, sie mehrfach umarmt und geküsst, obgleich sich das Mädchen wegzudrehen versuchte.

Am Montagnachmittag dieser Woche traf es eine 23-Jährige. Sie wurde – ebenfalls im Regionalexpress von Ellwangen nach Aalen – angegangen und begrapscht. Und das gleich von vier Männern. Ein Paar, das den Vorfall beobachtet hatte, eilte der jungen Frau schließlich zur Hilfe und hat so sehr wahrscheinlich Schlimmeres verhindert.

Am Mittwoch dieser Woche meldet die Polizei bereits die nächste Belästigung. Ein Mann masturbiert vor einer 17-Jährigen in der Regionalbahn von Aalen nach Nördlingen. Die junge Frau greift zum Handy, filmt die Szene. Der Mann sucht das Weite.

Polizei: Es gibt keinen Grund zur Angst

Bei der Polizei warnt man trotz derartiger Zwischenfälle vor „Hysterie“. Wie Polizeisprecher Bernhard Kohn verdeutlicht, handele es sich hierbei immer noch um Einzelfälle und kein generelles Problem. Niemand, auch nicht Frauen, bräuchten in unserer Region mit Angst in einen Zug steigen. „Dafür gibt es derzeit überhaupt keinen Grund“, betont Kohn mit Nachdruck. Gleichwohl sei ihm selbstverständlich klar ist, dass jede dieser Polizeimeldungen die Angst bei Frauen wachsen lässt. Eine Entwicklung, die den Polizeisprecher aufrichtig besorgt. Den Frauen in Deutschland dürfe nicht das Sicherheitsgefühl verloren gehen. „Das dürfen wir als Gesellschaft einfach nicht zulassen“, postuliert Kohn. Eine gewisse Vorsicht sei zwar immer geboten. Aber eben keine Angst, sagt Kohn. Er rät den Frauen dazu, in brenzeligen Situationen selbstsicher aufzutreten und andere Menschen gegebenenfalls gezielt um Hilfe zu bitten.

Außerdem appelliert Kohn eindringlich, sexuelle Belästigungen und Übergriffe grundsätzlich anzuzeigen. Egal, ob es sich dabei um verbale oder körperliche Attacken handelt. Kohn weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass das deutsche Sexualstrafrecht im vergangenen Jahr deutlich verschärft worden sei. Eine sexuelle Nötigung könne jetzt auch eine Freiheitsstrafen nach sich ziehen.

Darüber hinaus sei es für die Polizeiarbeit extrem wichtig, dass solche Vorfälle möglichst zeitnah angezeigt werden. Frauen sollten sich nicht scheuen und die Notrufnummer 110 wählen. Im Idealfall könne die Polizei den Täter dann eventuell schon direkt am Bahnhof stellen.

Bahn: Zugabteile nur für Frauen sind keine Lösung

Ähnlich wie Kohn lässt sich auch die Bahn ein. Ein Sprecher des Unternehmens weist darauf hin, dass die Anzahl sexueller Übergriffe und Belästigungen in Zügen zuletzt in Deutschland eher rückläufig, als steigend gewesen sei. Würden sich „Problemlagen“ auftun, würden Mitarbeiter der DB Sicherheit und der Bundespolizei verstärkte Präsenz auf betroffenen Streckenabschnitten oder in Bahnhöfen zeigen. Wie Kohn betont auch der Bahnsprecher, dass es dazu aber wichtig sei, Übergriffe konsequent anzuzeigen. Entweder bei der Polizei oder der Bahn.

Von reinen Frauenabteilen, wie sie im vergangenen Jahr von einem privaten Betreiber einer Zuglinie in Sachsen eingeführt werden sollten, hält man bei der Bahn AG gar nichts. Das sei kein geeignetes Instrument, um das Sicherheitsgefühl von Frauen zu verbessern. Außerdem sei so etwas in der Praxis kaum umsetzbar, da man solche Zugabteile in letzter Konsequenz bewachen müsste.

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