Streit an heißen Tagen im Freiburger Damenbad

Streit an heißen Tagen im Freiburger Damenbad

“Du Nazi-Schlampe”: Im Lorettobad gibt es Spannungen zwischen Stammkundinnen und Musliminnen. Selbst die Polizei musste schon kommen. Der Betreiber will im kommenden Jahr reagieren.

Die einen suchen Ruhe, die anderen kommen mit vielen Kindern. Die einen sonnen sich oben ohne, die anderen sind froh, dass sie ohne Burkini baden gehen können. Ins Damenbad des Lorettobads kommen Alteingesessene und seit einiger Zeit auch viele Musliminnen. Auch weil das Bad klein ist, sind die Spannungen zwischen beiden Gruppen mitunter groß. Nächstes Jahr will die Regio Bäder GmbH reagieren.

Auf der Liegewiese nimmt eine muslimische Mutter mit ihren fünf Kindern Platz. Kopftuch und Gewand sind schnell abgelegt. Und während ihre beiden Jüngsten zum Planschbecken wackeln, erzählt die 32-jährige Freiburgerin, dass sie sehr froh sei, dass es das Bad gebe. Sie könne ja sonst nirgendwo im Bikini baden gehen. Allerdings sei das Bad zu klein und ja, manchmal komme es zu Nervereien, vor allem mit den älteren Damen. “Die sagen, dass wir unsere Kinder nicht im Griff hätten.” Ihren Namen will sie nicht nennen.

Freibäder nur für Frauen gibt es sonst nirgendwo in Deutschland

Immer öfters kommt es im Damenbad zu Streitereien. Vor allem an heißen Tagen. Und wenn es kracht, dann häufig zwischen den alteingesessenen Damenbadgängerinnen und Musliminnen, die mitunter 200 Kilometer und mehr zurücklegen, um mit ihren Kindern einen Tag im Freibad verbringen zu können. Viele kommen aus Frankreich.

Freibäder nur für Frauen gibt es sonst nirgendwo in Deutschland. Und das “Fraueli” in Basel verbietet seit dieser Saison Kinder und weite Burkinis.

Auch dort kam es immer wieder zu Tumulten, etwa weil Musliminnen das männliche Personal nicht akzeptierten oder Stammgäste sich daran störten, dass in normalen Kleidern gebadet wurde.

Schwierig. So schwierig, dass auch ins Freiburger Damenbad schon mehrmals die Polizei kommen musste. Bademeister Günter Maier will zu alledem nichts sagen. Er verweist auf seinen Chef, Oliver Heintz, den Geschäftsleiter der Regio Bäder GmbH. “Wir werden uns für das kommende Jahr Maßnahmen überlegen”, so Heintz.

Welche, könne er noch nicht sagen. Er berichtet auch, dass sich die Situation seit 2015 zugespitzt habe. Aus Banalitäten, wie etwa der Aufforderung, nicht in normalen Kleidern ins Wasser zu gehen, werden heute schnell endlose Diskussionen. Dazu Heintz: “Unser Personal kann nicht ewig diskutieren, es muss die Sicherheit im Bad gewährleisten.”

Mit der Temperatur erhitzen sich die Gemüter

Vor allem an heißen Tagen lädt sich die Stimmung auf. Jeder kämpfe dann um seine Bedürfnisse, so Nathalie Deufel, die seit drei, vier Jahren regelmäßig ins Damenbad kommt. So ein Bad, sagt Heinz, spiegele die Gesellschaft wieder. Und die habe sich in den letzten Jahren verändert. “Wir wollen, dass das ein Bad für alle Interessensgruppen bleibt.” Aufreger kursieren viele – einige erzählen die Stammgäste, andere erreichen Heintz oder die Mitglieder des Fördervereins Freunde des Lorettobades.

“Du Nazi-Schlampe” habe eine Muslimin mal zu ihr gesagt, berichtet eine ältere Dame, die nicht namentlich genannt werden will. Eine andere Geschichte, die Heintz zugetragen wurde, ist die einer muslimischen Mutter, die ihr Kind auf der Liegewiese “Kacka” machen ließ. “Kann doch der Bademeister wegmachen”, soll sie zu einer Frau gesagt haben, die sie ermahnte, den Haufen wegzumachen.

“Manche junge Frauen sind rebellisch”, so Erika Reger, die schon seit Jahrzehnten ins “Lollo” kommt. Darunter leide der Charakter des Damenbades. Trotzdem sagt Reger: “Leben und leben lassen.” Es gebe auch viele nette Musliminnen. Mit einer korrespondiere sie auch über WhatsApp. Wer als erstes ins Bad komme, ordere der anderen gleich eine Liege mit. Auch das gibt es im Damenbad.

Quelle: http://www.badische-zeitung.de/streit-an-heissen-tagen-im-freiburger-damenbad

  1. Foto: Rita Eggstein

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